Ortsgruppe Ravensburg-Weingarten

Verbände fordern Stopp des Kiesabbaus im Altdorfer Wald

28. November 2023 | Grünes Band, Lebensräume, Naturschutz

Der Waldburgrücken im Herbst. Foto: Roland Banzhaf

Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt es eindrücklich: Der Waldburg-Rücken zwischen Vogt-Grund und der Waldburg ist Teil eines einzigartiges Archivs der würmeiszeitlichen Naturgeschichte Oberschwabens. Eine deutsch-holländische Arbeitsgruppe um Mat De Jong kommt in einer aktuellen Studie zur Erkenntnis, dass dieser Teil des Altorfer Waldes eine beim ersten Rückschmelzen des Rheingletschers gebildeten Anhäufung von Schmelzwasserablagerungen mit zahlreichen Toteislöchern und Schmelzwasserrinnen ist. In dieser Form und in diesem Erhaltungszustand ist sie in Südwest-Deutschland und weit darüber hinaus einzigartig. Die bekannten Schmelzwasserrinnen, wie etwa die Urbachrinne bei Bad Waldsee, beginnen im Waldburgrücken, sie verraten die Lage der Schussen- und Argen-Eisfächer des Rheingletschers im jeweiligen Zeitraum. Der Waldburgrücken ist damit auch Landschaft gewordene Klimageschichte.

Für die Naturschutzverbände BUND, NABU, AG Fledermausschutz BW und den Landesnatur-schutzverband (LNV) sind hier weitere Eingriffe durch Kiesabbau undenkbar. „Das steht im Widerspruch zum Bodenschutzgesetz des Landes, das in seinem Paragraf 1 festlegt, dass „Eingriffe in Böden mit der Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte so weit wie möglich zu vermeiden sind“ erläutert Ulfried Miller, Regionalgeschäftsführer des BUND die Haltung der Naturschutzverbände. Und die Eingriffe durch Kiesabbau in den Waldburgrücken sind vermeidbar, weil an anderen Standorten der Region genügend Abbaumöglichkeiten für die regionale Versorgung zur Verfügung stehen. „Der gerade genehmigte Regionalplan sieht über 60 Abbaustandorte auf mehr als 600 Hektar Fläche vor. Da kann auf 40 Hektar auf dem Waldburgrücken aus Naturschutzgründen verzichtet werden“, betont Sabine Brandt vom NABU-Bezirksverband.

Hinzu kommt, dass der Heißer Forst Lebensraum einiger streng geschützter und stark gefährdeter Fledermausarten ist. Die Rodung eines Waldbereiches würde unweigerlich zur Zerstörung von Lebensstätten und erheblichen Beeinträchtigungen essenzieller Jagdgebiete und damit der Populationen führen. Dies steht einem Kiesabbau in diesem Gebiet entgegen, betont Dr. Ingo Maier, Regionalvertreter der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz BW.

Der Landesnaturschutzverband (LNV) im Kreis Ravensburg fordert nun das Ravensburger Landratsamt auf, für den Waldburgrücken endlich einen Schutzstatus zu schaffen. „Ein Landschaftschutzgebiet ist hier überfällig und ein aktueller Entwurf dazu liegt im Landratsamt in der Schublade“, weiß Georg Heine, Sprecher des Arbeitskreises Ravensburg im LNV.

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