Ortsgruppe Ravensburg-Weingarten

Verbände fordern Naturschutzkonzept und einen Runden Tisch für den Altdorfer Wald

16. Oktober 2023

Für die Naturschutzverbände BUND, NABU, AG Fledermausschutz und den Landesnatur-schutzverband (LNV) sind die aktuellen Planungen zum Bau von Windkraftwerken, sowie zum Kies- und Torfabbau im Altdorfer Wald Anlass, ein ambitioniertes und nachhaltiges Waldnaturschutzkonzept für diesen größten zusammenhängenden Wald Oberschwabens zu fordern.

Der Bannbühlweiher - eine der vielen Perlen im Altdorfer Wald  (Ulfried Miller)

Die Forderungen wurden der Landesforstverwaltung (ForstBW) mit konstruktiven Vorschlägen
bereits per Brief am 5. September 2023 dargelegt. Eine Antwort steht bisher aus.
Aktuell werden im Zusammenhang mit dem Altdorfer Wald ausschließlich Eingriffe geplant und
diskutiert. Windkraftwerke, aber auch die Ausweitung und Fortführung des Rohstoffabbaus
(Kies und Torf) erhöhen den Nutzungsdruck auf den Wald. Ein Großteil dieser Planungen
findet auf Landesflächen statt.
Bisher liegen jedoch keine Planungen oder Konzepte vor, die die Sicherung oder die
ökologische Aufwertung größerer und zusammenhängender Gebiete im Wald betreffen. „Die
Größe und Bedeutung der geplanten Windparks, aber auch der Summe an geplanten
Nutzungen im Altdorfer Wald erfordern jedoch eine intensive, fundierte Auseinandersetzung
mit schützenswerten Gebieten, und zwar bevor über die Zulässigkeit weiterer Eingriffe im Wald
entschieden wird. Sonst wird auch die Akzeptanz für Windenergieanlagen weiter schwinden“,
betont Ulfried Miller, Regionalgeschäftsführer des BUND.
Ravensburg 09.10.20232
Was die Naturschutzverbände fordern
Für die Naturschutzverbände ist der Fall eindeutig. "Im Falle der Realisierung der geplanten
Windparks im Altdorfer Wald darf kein zusätzlicher Eingriff stattfinden. Gleichzeitig muss durch
eine lokale ökologische Aufwertung von Waldbereichen ein dauerhafter Ausgleich für die
Beeinträchtigung der Lebensräume erfolgen", sagt Dr. Ingo Maier von der Arbeitsgemeinschaft
Fledermausschutz Baden-Württemberg (AGF). Dies wird eine deutliche Reduzierung und der
geplanten Anlagenzahl bedingen. Nach Möglichkeit sollten die Anlagen an vorhandenen
Straßen und gut ausgebauten Forstwegen gebündelt werden.
„Es darf dann keine Erweiterung der Kiesabbauflächen stattfinden. Dafür ist, wenn der größte
Windpark Südwestdeutschlands in dem Waldgebiet realisiert wird, kein Platz. Denn für
Kiesabbau sind im neuen Regionalplan rund 60 Abbaustellen vorgesehen. Somit gibt es
Alternativen in der Umgebung. Außerdem muss das Reichermoos umgehend durch geeignete
Renaturierungsmaßnahmen als Moor wiederhergestellt werden, um seine Funktionen für
Biodiversität und Klimaschutz so bald wie möglich wieder erfüllen zu können“, findet Georg
Heine vom Landesnaturschutzverband.
Ein bedeutender Anteil (ca. 80%) ist im Besitz des Landes. Maike Hauser, Mitarbeiterin für
Planung beim BUND in Ravensburg, sieht daher das Land in der Verantwortung, sich neben
einem Beitrag zur Energiewende insbesondere für den großflächigen Erhalt des Altdorfer
Waldes und seiner Artenvielfalt einzusetzen. Denn Klimakrise und Biodiversitätskrise sind eng
miteinander verwoben und müssen daher gemeinsam und gleichwertig berücksichtigt werden.
Die Naturschutzverbände fordern deshalb die Erarbeitung eines nachhaltigen
Waldnutzungskonzeptes und vor allem eines Sicherungskonzeptes für wertvolle Naturräume
im Altdorfer Wald. Dies dient auch der Funktion des Altdorfer Waldes als wichtiges
Erholungsgebiet.
Ein solches Konzept muss folgende Aspekte beinhalten:
- Ein Bann- und Schonwaldkonzept zur Sicherung weiterer Flächen: Flächen, die aus
der Nutzung herausgenommen werden und Flächen, in denen ein Umbau von
Waldbereichen mit ökologischer Zielsetzung erfolgt (z.B. für verbesserte
Lebensraumbedingungen der Zielarten des FFH-Gebiets).
- Diese Flächensicherung soll auch zum Aufbau eines Biotopvernetzungskonzeptes im
Altdorfer Wald dienen - vorzugsweise in den Wildtierkorridoren. Hierfür bieten sich zum
Beispiel Wälder im Heißer Wald, um das Lochmoos, das Fuchsenloch, den3
Schwarzenbach, die Wolfegger Aach und die Weiherkette, sowie die Hangwälder
südlich der Wolfegger Ach an.
- Eine Sicherung nutzungsfreier Flächen auf mindestens 10% des Waldgebietes.
Bislang sind gerade 77 Hektar und damit nur ein Prozent des Altdorfer Waldes als
Bannwald bzw. künftiger Urwald gesichert.
- Ein Renaturierungskonzept für das Reichermoos und einen Zeithorizont zur
Umsetzung von Wiedervernässungsmaßnahmen in diesem landeseigenen Moor.
- Eine Prüfung, an welchen Standorten ehemalige Weiher wieder aufgestaut werden
könnten, um die Wasserrückhaltung im Wald zu fördern. Von ehemals 80 Weihern sind
heute noch 25 vorhanden.
Für ein solches Konzept müssen zeitnah geeignete Flächen identifiziert und zur Verfügung
gestellt werden. Die Naturschutzverbände erwarten die Bereitschaft für konkrete Handlungen
zu Gunsten des Naturraums Altdorfer Waldes seitens der Landesregierung und
Landesbehörden und fordern die Etablierung eines gemeinsamen Runden Tisches mit den
zuständigen Behörden, insbesondere ForstBW. Gerne unterstützen die Verbände mit ihrem
regionalen Know-how bei der Erarbeitung der Gebietskulisse, so Sabine Brandt vom NABU
Bezirksverband Allgäu-Donau-Oberschwaben.

Zur Übersicht