Ortsgruppe Ravensburg-Weingarten

Chancen und Risiken der Elektromobilität - Infoabend war ein voller Erfolg

12. Juli 2019 | Energiewende, Mobilität, Nachhaltigkeit, Ressourcen & Technik

Am 2. Juli informierten drei Mobilitätsexperten im voll besetzten Ravensburger Schwörsaal über die Chancen und Risiken der Elektromobilität und gaben einen spannenden Ausblick wie die Zukunft der Mobilität aussehen wird.

Zeichnung: Sara Contini-Frank (www.contini-frank.de) (Bei Click vergrößtert sich das Bild)  (Sarah Contini Frank)

Zu Beginn räumte der erste Referent, Martin Strele vom Kairos Institut in Bregenz, mit dem häufig propagierten „Null Emission“ bei E-Fahrzeugen auf. „Unterstützte Mobilität ist nie ohne Emissionen, auch die Elektromobilität nicht“, sagt Strele. Beim Elektroauto schlägt vor allem die Produktion mit einem um 30% höheren Energieaufwand im Vergleich zum Verbrenner zu Buche. „Trotzdem steht das Elektroauto in der Lebenszyklusbilanz besser da als andere Antriebsarten“, erklärt Strele. So seien die Treibhausgasemissionen eines Elektrofahrzeugs deutlich geringer als bei Verbrenner & Co. „Ausschlaggebend dabei ist, dass das Elektroauto mit Ökostrom geladen wird“. Auch die Akkus landen, einmal ausgedient, nicht etwa auf dem Müll, sondern werden als Stromspeicher in Häusern oder zur Notstromversorgung verwendet. Erst bei einem Leistungsabfall unter 40 % wird der Akku recycelt. „Mittlerweile können alle Rohstoffe außer Kobalt und Lithium wieder verwendet werden“, sagte Strele.


Deutlich kritischer sieht der gebürtige Ravensburger Winfried Wolf den E-Mobilitätstrend. In seinem Buch „Mit dem Elektroauto in die Sackgasse“ nennt er zahlreiche Argumente, warum das Elektroauto die Klimakatastrophe verschärfen wird. So werde der international steigende Strombedarf die Nachfrage nach Atom-und Kohlestrom deutlich verstärken, dies zur Freude der Atom-und Kohlelobby. Außerdem blieben die Systemnachteile des Autos, wie Platzmangel, Staus und die hohe Verkehrstotenquote erhalten, egal welcher Antrieb verbaut ist, argumentierte er energisch. Da sich viele Menschen das E-Auto als Zweit- oder Drittwagen anschaffen wird die Zahl der Autos auf der Straße weiter steigen.


Anders als Wolf prophezeit Prof. Dr. Ertel (Institut für künstliche Intelligenz der RWU), dass wir in Zukunft 80-90% weniger Autos auf der Straße haben werden. Autonom fahrenden Robotertaxis werden einen komfortablen sowie kostengünstigen Tür-zu-Tür Service bieten. Dies macht den Privatwagen unattraktiv und überflüssig. „Mit den Robotertaxis haben wir endlich einen guten ÖPNV“, verspricht Ertel und klagt, dass der Öffentliche Verkehr heute oftmals ineffizient und unökologisch ist.


Im Anschluss an die Vorträge moderierte Manfred Walser vom BUND eine Diskussionsrunde, in der die Referenten den kritischen Fragen der Zuhörenden Rede und Antwort standen. Werden mit dem Autonomen Fahren Bus und Bahn überflüssig? Wie kann der Lobbyismus zurückgedrängt werden? Und: Woher kommt die Energie, die die E-Mobilität und das Autonome Fahren benötigen werden? Auch das umstrittene Thema 5G wurde angesprochen. „Autonomes Fahren ist ohne 5G und auch in Regionen ohne Netzabdeckung möglich. Kein Mensch auf der Welt braucht 5G“, antwortete Ertel.

Die Referenten waren sich einig darin, dass dieselbe Mobilität wie heute, nur mit E-Antrieb, nicht funktionieren wird. „Fahren Sie mit dem Rad, gehen Sie zu Fuß und nutzen Sie Bus und Bahn - dann brauchen Sie kein E-Auto“ sagte Strele, der selbst kein Auto besitzt. Auch Winfried Wolf betonte, dass das Ziel der Verkehrspolitik ein deutlicher Anstieg der Wege, die zu Fuß, mit dem Rad und dem Öffentlichen Verkehr zurückgelegt werden, sein müsse. „Für die restlichen 10% darf es dann das Auto sein, und das auch gerne elektrisch“, so Wolf. Große Hoffnungen setzten alle Referenten in die „Fridays for Future“ Bewegung. Die Proteste könnten eine internationale Bewegung in Gang setzen, um das System zu verändern. Dazu können wir alle unseren Beitrag leisten, betonte Ertel: „Ich will sie bei der nächsten Freitagsdemo sehen.“

Die Veranstaltung wurde von BUND Regionalstrom, der Stadt Ravensburg und RENN Süd gefördert.

Eine Kurzfassung der drei Referate in Stichpunkten und eine Aufstellung der Vor-und Nachteile vom Elektroauto finden Sie hier.

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