Ortsgruppe Ravensburg-Weingarten

Auf Walnussexkursion in der Schweiz

20. Oktober 2020 | Landwirtschaft

Die BUND Bodensee-Oberschwaben & AlpBioEco Walnussexkursion vom 02. Oktober 2020 bot ein abwechslungsreiches Programm. Die Thematik drehte sich rund um die Walnuss und reichte vom Anbau über die Artenerhaltung bis hin zur Ökonomie.

Walnusssorten aus der Schweiz. (Foto: Ulfried Miller)  (Ulfried Miller)

Unter der Leitung von Ulfried Miller (BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben) und Anna Bäuerle (AlpBioEco) ging es für die rund 30 Teilnehmenden von Oberschwaben in den Schweizer Kanton Graubünden.
Der erste Stopp führte zu einem Projekt für räumliche Entwicklung - dem ‚Walnuss-Kompetenzzentrum‘ in Malans. Ein Teil davon ist das Walnussverarbeitungszentrum mit einer speziellen Anlage hierfür. Betrieben wird sie von einer Genossenschaft bestehend aus 15 Landwirt*innen. Johannes Janggen, der Exkursions-Führer, erläuterte zunächst grundlegende wirtschaftliche Aspekte. Um die Anlage ökonomisch erfolgreich zu führen, müssen zwischen 60 und 100 Tonnen Walnüsse pro Jahr verarbeitet werden. Da die genossenschaftlichen Landwirt*innen lediglich Mengen von 10 bis 15 Tonnen produzieren können, werden momentan Nüsse zugekauft und zudem Lohnverarbeitung angeboten. Beim Ankauf der Nüsse gelten gewisse Kriterien: sie müssen gewaschen, getrocknet und schimmelfrei sein. Dabei ist wichtig, dass die Nüsse bei nassem Boden nie länger als zwei bis drei Tage liegen bleiben, sondern frühzeitig aufgesammelt werden. Zusätzlich führt die mögliche Belastung von Bakterien und Keimen zu großen Sorgen bei den Betreibenden. Deswegen ist die Beweidung auf den Wiesen der zugekauften Nüsse ab Juni tabu. Laut Janggen erhalten die Erzeugenden für größere Nüsse neun CHF/kg und für Wildnüsse sechs CHF/kg. Sowohl die zugekauften Nüsse, als auch die der Genossenschafter*innen werden vornehmlich an Bäckereien zu einem Preis von 35-40 CHF verkauft. Hauptsächlich zum Backen der regionalen Spezialität ‚Bündner Nusstorte‘. Neben dem Zukauf an Nüssen spielt auch die Lohnverarbeitung eine zentrale Rolle im Walnussverarbeitungszentrum“, so Janggen. An zwei bis drei Tage im Dezember können hier Walnüsse maschinell geknackt werden. Auch diese Nüsse müssen unbedingt trocken, gewaschen und keimfrei sein. Die Dienstleistung wird mit vier CHF/kg berechnet. Lässt man die Nüsse zusätzlich sortieren und verpacken werden neun CHF/kg verlangt. Derzeit kann die Anlage nur durch Subventionen des Staates in Betrieb gehalten werden. Ein weiterer Nachteil ist die schlechte Nusskern-Ausbeute. Bei wilden Nüssen liegt diese bei lediglich 30 Prozent, bei Nüssen aus Plantagen immerhin bei 40 Prozent. Außerdem wäre laut den Genossenschaftler*innen eine zusätzliche Wertschöpfung durch eine Verwertung der Nussschalen wünschenswert. Dazu wird die Weiterverarbeitung zu Pflanzenkohle oder Briketts zur Wärme- und Stromgewinnung getestet.
 
Die Exkursion führte die Teilnehmenden beim zweiten Stopp zum Verein Nussdorf Frümsen. Laut Hans Opplinger, dem Präsidenten des Vereins, beruhte die Gründung im Jahr 2009 auf unterschiedlichen Absichten. Eine davon ist der Erhalt und die Absicherung der genetischen Vielfalt von Schweizer Walnusssorten. Dafür pflanzte der Verein 2010 78 der insgesamt 130 Sorten in der eigenen Kulturlandschaft. Zudem werden alle Walnüsse in Schaukästen ausgestellt und für Anbauempfehlungen genauestens dokumentiert. Ein weiteres Highlight von Frümsen ist der Nussbaumweg. Da in der Gemeinde bereits vor über 100 Jahren die Walnuss die zweitwichtigste Waldbaumart darstellte, wird der Wald heute wieder zu einem Nussbaum-Wald umstrukturiert. Die Festlegung beinhaltet Schutzaspekte wie den Lawinenschutz. Auch die allgemeine Bevölkerung kann dem Nuss-Fieber etwas abgewinnen. So können die Nüsse der Frümsner Allmende von allen Einwohnenden kostenlos geerntet werden.

Die Exkursion zeigte die Vielfalt der Walnuss bestens auf. In der Schweiz bestehen bereits gute Konzepte für den Erhalt der dort hiesigen Walnusssorten. Aber auch ökonomische Aspekte gewinnen immer mehr an Zuspruch. Mit diesem Input ging es schließlich zurück Richtung Oberschwaben.

Ulfried Miller will die Walnuss in der Region Bodensee-Oberschwaben stärken: „Mich fasziniert die Walnuss-Vielfalt. Über hundert Sorten sind bekannt und kaum ein Baum ist so vielfältig nutzbar. Doch im Handel laufen importierte Nüsse der heimischen Walnuss oft den Rang ab. Unser Projekt will das ändern.“

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