Ortsgruppe Ravensburg-Weingarten

Naturschutzverbände üben Kritik am Entwurf des Regionalplans

22. November 2019 | Naturschutz

Ravensburg. Anlässlich der Fortschreibung des Regionalplanes für die Region Bodensee-Oberschwaben haben die Naturschutzverbände BUND und NABU zusammen mit dem Landesnaturschutzverband (LNV) eine umfangreiche Stellungnahme zu den Planungentwürfen des Regionalverbandes veröffentlicht. Kritisiert wird das “Weiter so” der EntscheidungsträgerInnen.

“Leider lässt der Entwurf des Regionalplanes keine Trendwende in Sachen Flächen- und Ressourcenverbrauches erkennen”, so Ulfried Miller, Geschäftsführer des BUND- Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben. Die Bundesregierung strebt laut Klimaschutzplan 2016 in Sachen Flächenverbrauch bis 2050 das Netto-Null Ziel an. “Die geplante Fortschreibung des Regionalplans reagiert nicht auf wichtige Zukunftsfragen, sondern führt die bisherige Entwicklung fort”, so Miller. Angesichts dessen fordern die Umweltverbände eine Halbierung der in der freien Landschaft geplanten Flächen für Wohnen, Arbeiten, Verkehr und Rohstoffabbau von 3.000 ha auf 1.500 ha in ihrer Stellungnahme. Stattdessen muss die Innenentwicklung forciert werden und in den Ober-und Mittelzentren das verdichtete Bauen zukünftige Planungen bestimmen. Mit der Doppelnutzung von Flächen (zum Beispiel durch das Anbringen von Solarmodulen über Pkw-Stellplätzen) oder der Aufstockung von bestehenden Gebäuden (mit Wohnraum über Supermärkten oder Büros auf Industriehallen) könnte die knappe und teure Ressource Boden gespart und bereits bebaute Flächen effizienter genutzt werden. Ein weiteres wichtiges Anliegen der Umweltverbände ist der Klimaschutz. So argumentieren sie, dass Bauflächen in Zukunft immer auch zur dezentralen Energieerzeugung genutzt werden müssten, zum Beispiel zur solaren Strom- und Wärmeerzeugung auf Dächern und Fassaden.


BUND, LNV und NABU begrüssen die Planungen hinsichtlich der regionalen Grünzüge. Die Kernflächen des landesweiten Biotopverbund-Verbundes wurden für die Moore und Gewässer fast vollständig übernommen. “In anderen Bereichen gibt es allerdings Nachholbedarf”, betont Ulfried Miller. So sollten nach Auffasssung der Naturschutzverbände die großen zusammenhängenden Waldgebiete “Adelegg” und “Altdorfer Wald” in die regionalen Grünzüge einbezogen werden. Zudem wird die Ausweisung des Waldburger Rückens im Altdorfer Wald als Vorranggebiet für Grundwasserschutz gefordert. Streuobstwiesen müssen besser vor Bebauung und Zerschneidung geschützt werden. Größere Bestände sollten deshalb nach Meinung der Umweltverbände in die regionale Freiraumstruktur aufgenommen werden.


Großen Nachholbedarf sehen BUND, LNV und NABU in der Mobilitätsplanung des Regionalverbandes. So fordern sie eine deutliche Verbesserung der Infrastruktur für Bahn, ÖPNV und Radverkehr. “Für Hauptstrecken brauchen wir bei Bus und Bahn einen Halbstundentakt im Berufsverkehr, alles andere macht keinen Sinn”, so Miller. Zudem benötigen Entwicklungsachsen attraktive, zweigleisige Bahnstrecken. Gerhard Stumpp, 1. Vorsitzender des BUND Sigmaringen, betont, dass das Netz dort, wo es noch keinen Schienenverkehr gibt oder stillgelegte Strecken existieren, ausgebaut oder Strecken wiederbelebt werden müssen. “Besonders die Region Stockach-Meßkirch-Sigmaringen könnte durch die Reaktivierung der Ablachtalbahn stark profitieren”, gibt er zu bedenken.


Große Neubaugebiete und Gewerbegebiete sollten generell nur noch in fußläufiger Entfernung von Bahn- und Bus-Haltestellen ausgewiesen werden. Die schlechte Erreichbarkeit und die fehlende Anbindung an den Siedlungsbestand ist auch einer der Gründe, warum die Naturschutzverbände zahlreiche geplante Gewerbegebiete, darunter zum Beisiel Wangen-Herfatz, IKOWA in Kißlegg-Walterhofen und die Erweiterung von Ravensburg-Erlen ablehnen. Die Umweltverbände erachten ein “Abspecken” der Straßenbauprojekte und eine deutliche Attraktivitätssteigerung der Schieneninfrastruktur und des sonstigen öffentlichen Nahverkehrs für dringend erforderlich.


In einer Zeit, in der wir weltweit und am Bodensee vom Klimawandel, dem Verlust der Artenvielfalt und dem Verlust fruchtbarer Böden bedroht sind, offenbart der Regionalplan-Entwurf das wenig verantwortungsvolle Handeln der EntscheidungsträgerInnen, lautet das Fazit der Naturschutzverbände. In der Stellungnahme wird aber nicht nur das “Weiter so” kritisiert, sondern auch zahlreiche konstruktive Vorschläge geliefert, wie der Verbrauch wertvoller Flächen in der Region minimiert werden kann.


Die vollständige Stellungnahme der Naturschutzverbände BUND, LNV und NABU lesen Sie hier.

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